Witzige Erinnerungen, wehmütige Tränen
97 Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule erhalten Abschlusszeugnisse
Belecke – Zum zweiten Mal in der Geschichte der Sekundarschule Warstein fand gestern die Zeugnisübergabe an die Abschlussschüler statt – zum zweiten Mal auch unter „Corona-Bedingungen“: Jede der vier 10er-Klassen traf sich zur separaten Feier in der Neuen Aula. Ganz schwer war der Schulleitung diese Entscheidung in diesem Jahr nicht gefallen. „Die Rechtslage ist derzeit so unsicher. Wir wollten unseren Schülern es nicht zumuten, einen geplanten größeren Rahmen eventuell in letzter Minute wieder abzusagen“, so die Schulleiter Marcus Schiffer und Anke Angele. „Außerdem“, so reflektierten beide, „war die Veranstaltung im vergangenen Jahr viel emotionaler und persönlicher als im großen Kreis.“
Gemäß des Leitbildes der Schule „Jeder Mensch zählt“ sei es den Organisatoren wichtig gewesen, die Zeugnisausgabe erneut und trotz Hygienevorschriften „so persönlich wie möglich“ stattfinden zu lassen. „Es wird emotional. Es soll aber auch ein Tag der Freude sein – und es wird mit Wehmut enden“, prognostizierte Schiffer in seiner Begrüßungsansprache – und sollte Recht behalten.
„Ich denke noch heute mit Wehmut, mit diesem „Feuerzangen-Gefühl“, an meinen Abschlusstag vor 35 Jahren zurück“, wandte sich Bürgermeister Thomas Schöne an die Abschlussschüler – an die erste Klasse persönlich, den drei weiteren wurde die Rede via Beamer zugespielt. „Heute öffnet sich für euch eine neue Welt – die im Moment allerdings Kopf steht“, machte er klar, dass nun spätestens mit dem Einstieg ins Berufsleben oder den Besuch der weiterführenden Schulen die Verantwortung für das eigene Leben nicht mehr bei den Eltern allein liege. „Ihr habt etwas Tolles geleistet“, dankte er Erziehungsberechtigten und Lehrkräften.
„Rinn inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln“ – symbolhaft mit einem Kartoffelfeld verglich Schulpflegschaftsvorsitzende Silke Gerlach nicht nur die stets wechselhafte Pandemiesituation speziell für den Schulbetrieb, sondern nutzte die Metapher auch, um den Bildungsweg der Schüler Revue passieren zu lassen. „Der Weg zur Ernte war nicht einfach. Ihr habt es nun geschafft. Nun gilt es, die zweite Reihe in Angriff zunehmen“, lobte sie und warf einen Blick in die Zukunft: „Da liegen manchmal Steine, oft lohnt es, sie aus dem Weg zu räumen. Manchmal hat eine Reihe aber auch einen Knick und solch eine Kurve einen Sinn.“
„Ein Zeugnis legt man ab, der Mensch dahinter ist viel bedeutsamer“, appellierte im Anschluss Marcus Schiffer daran, sich nicht von digitalen Werkzeugen abhängig zu machen. Die erlangten Zertifikate verglich der Schulleiter mit einer Eintrittskarte. „Mit der richtigen Eintrittskarte hat man die Möglichkeit, durch jede Tür zu gehen.“ Einig war er mit Schülersprecher Robert Baumgärtner: „Es war eine großartige Zeit.“
Insbesondere die Ansprachen der Klassenlehrer und die visuellen Impressionen aus den vergangenen sechs Schuljahren ließen auf Seiten der Schüler, Eltern und auch Lehrer witzige Erinnerungen aufleben, aber auch so manche wehmütige Träne fließen. Die waren aber schnell getrocknet, als schließlich alle 97 Schüler und Schülerinnen – davon erlangten 36 die Fachoberschulreife mit Qualifikation für den gymnasialen Zweig, 19 die Fachoberschulreife und 42 den Hauptschulabschluss – ihre Zeugnisse von ihren Klassenlehrern entgegennehmen konnte. Dazu gab es ganz viel warmen Applaus von gleichermaßen stolzen Eltern und Lehrern, eine Rose von der Schulleitung und einen letzten Rat vom – nun ehemaligen – Schulleiter: „Geht durch die Tür und wenn ihr zurückschaut, dann schieben wir von hinten.“ iz
Quelle: Der Patriot, 19.06.2021, Fotos: Der Patriot / Sekundarschule der Stadt Warstein